Mittwoch, 4. November 2009

Rebornen - Kunst oder Zeitvertreib?

Nun habe ich gut 2,5 Jahre keinen Reborn-Bausatz mehr bearbeitet.
Es ist ja auch immer so eine Gretchenfrage - ist das nun Kunst?
Oder Kunsthandwerk?
Oder nur ein "Fertigstellen" von vorgefertigten Teilen?

Fest steht, daß das Original, welches irgendwann von jemandem modelliert wurde, ganz sicher unter die Kategorie "Kunst" fällt - zumindest dann, wenn es so gut geworden ist, daß es in die Vervielfältigung geht.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich nicht versäumen, darauf hinzuweisen, daß es einige Rebornerinnen gibt, die über das Rebornen zum Modellieren gekommen sind - und das oft ohne jegliche Vorbildung oder gar ein Kunststudium.
Und daß mir diese Originale wirklich jeden erdenklichen Respekt abverlangen.

Bei mir war es umgekehrt - ich wollte nicht mehr modellieren, da ich einfach zu lange nichts mehr in diesem Bereich gemacht habe (früher hatte ich große Portraitmarionetten modelliert und gebaut), und so kam mir das Rebornen gerade recht.

Und es dauerte nicht lange, da merkte ich, daß Rebornen wahrlich kein "Puppen-Anmalen" mehr ist, sondern sehr viel Erfahrung, Technik, Farbgespür und Sorgfalt erfordert.

Sicher, ich kann dem Baby keinen persönlichen Ausdruck geben. Der ist vorgegeben durch den Rohling.
Aber dennoch kann ich ihn individuell gestalten, so daß, selbst wenn 10 Reborner den gleichen Bausatz bearbeiten, dennoch 10 unterschiedliche Babies dabei herauskommen - wenn auch sozusagen als "Geschwister", denn die "Familienähnlichkeit" läßt sich ja logischerweise nicht leugnen.

Das Ziel beim Rebornen ist, ein möglichst reales, also täuschend "echtes" Baby zu schaffen.

Und es ist (zumindest von mir) ein beliebter Test, mit einem solchen Baby dann durch öffentliche Bereiche zu laufen und die Reaktionen zu prüfen.
Einmal habe ich mich in einen Imbiß gesetzt, das Baby auf dem Arm, und dann meinen Nachbarn gebeten, es doch kurz zu halten - ich müsse mal schnell für kleine Mädchen.

Der hob nur abwehrend die Hände - er hatte Angst, es fallen zu lassen und war dann sehr erstaunt, als ich ihm eröffnete, daß es doch nur eine Puppe sei...

Oder der mittelalte Herr, der mir im Bus einen Sitzplatz anbot, weil ich doch da stand und das Baby im Arm hatte... (dem habe ich das aber nicht verraten, sonst wäre er sich am Ende verhohnepipelt vorgekommen).

Ich weiß es immer noch nicht, ob das Rebornen nun Kunst oder irgendetwas darunter ist.

Ich weiß nur, daß es viele Menschen gibt, die meinen, Rebornen zu können, aber dabei völlig talentfrei sind.
Doch das ist in der Malerei z.B. ja auch nicht anders.

Das Rebornen aber von vornherein als "Anmalerei" abzutun, halte ich für völlig falsch und arrogant.

Um sich ein Urteil bilden zu können, muß man sich damit beschäftigen - sei es als Sammler oder eben als Reborner.

Ein vollendet gestaltetes Rebornbaby ist wiederum ein Unikat.

Gehen wir doch mal in die "Event"-Kunst - nun, hier werden oft vorgegebene Dinge zweckentfremdet, z.B. ein Reichstag verpackt - aber ist das wirklich "Kunst"?

Augenscheinlich ja - bleibt also die Frage: was ist und was will Kunst?

Letztendes doch etwas aussagen, etwas berühren oder auch provozieren im Betrachter.

Und wenn es mir gelingt, aus einem industriellen Rohling ein Baby zu schaffen, das das Herz desjenigen, der es betrachtet, höher schlagen läßt, seinen Beschützerinstinkt weckt oder Erinnerungen - und ihn vergessen läßt, eine Puppe im Arm zu halten -

dann ist das für mich Kunst.

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